emma rockt brecht

 

 

Programm (Auszug)

APFELBÖCK ODER DIE LILIE AUF DEM FELDE (1919)
Matthias „Emma“ Hirschfeld, Musik: Brecht
CHORAL VOM MANNE BAAL (1918)
Matthias „Emma“ Hirschfeld, Hendrik Duryn, Musik: Brecht
BAALS LIED (1917)
Matthias „Emma“ Hirschfeld, Musik: Brecht
KLEINES LIED ODER VON DER SCHÄDLICHKEIT DES ALKOHOLS (1917)
Matthias „Emma“ Hirschfeld, Musik: Matthias Müller
LIED VON DER LIEBE (1918)
Matthias „Emma“ Hirschfeld, Musik: Brecht
AUCH EIN LIEBESLIED (1918)
Matthias „Emma“ Hirschfeld, Musik: Matthias Müller
DER JÜNGLING UND DIE JUNGFRAU ODER KEUSCHHEITSBALLADE IN DUR (1918) Matthias „Emma“ Hirschfeld, Musik: Matthias Müller
DIE BALLADE VON DEN ABENTEURERN (1917)
Renate Richter, Musik: Brecht
DIE BALLADE VON MAZEPPA (1922)
Hendrik Duryn, Musik: Matthias Müller
ALABAMA SONG (1925)
Matthias „Emma“ Hirschfeld, Hendrik Duryn, Musik: Brecht
BENARES SONG (1925)
Renate Richter, Hendrik Duryn, Matthias „Emma“ Hirschfeld, Musik: Brecht
ORGES GESANG (1919)
Matthias „Emma“ Hirschfeld, Musik: Brecht
ERINNERUNG AN DIE MARIE A. ODER SENTIMENTALES LIED NR. 1004 (1920)
Matthias „Emma“ Hirschfeld, Musik: Charles Malo
MODERNE LEGENDE (1914)
Matthias „Emma“ Hirschfeld, Musik: Brecht
DIE LEGENDE VOM TOTEN SOLDATEN (1918)
Renate Richter, Musik: Brecht
GEGEN VERFÜHRUNG (1918)
Matthias „Emma“ Hirschfeld, Musik: Matthias Müller
DIE BALLADE VON DEN SEERÄUBERN (1923)
Hendrik Duryn, Musik: Brecht


Brecht und die Gitarre

von Manfred Wekwerth (im Herbst 2007)

Über „Brecht und …“ ist viel geschrieben worden: „Brecht und die Frauen“, „Brecht und Karl Marx“, „Brecht und die Vegetarier“ usw. usw. Über Brecht und die Gitarre gibt’s, so viel ich weiß, nichts. Dabei war sie sein täglicher Gebrauchsgegenstand, jedenfalls als er noch Eugen Berthold Friedrich hieß und in Augsburg lebte. Er gebrauchte sie zum Singen und zur Liebe. Noch heute gibt es Berichte, wie sein Vortrag der „Seeräuberballade“, sich in e-Moll auf der Gitarre begleitend, bei Zuhörern, vor allem aber bei Zuhörerinnen heftige Gefühle auslöste. So auch später in Berlin. Elisabeth Hauptmann berichtet in ihren Erinnerungen:
„Brecht war es, der vorsang und den Rhythmus angab, Brecht war ganz stark in e - Moll. Das kam von der Gitarre her, weil ihm das am meisten lag, nicht nur stimmlich, sondern wegen der Finger, e - Moll, ja, da war er groß.“
Von Brecht selbst gibt es nur wenige Äußerungen zu seinem Lieblingsinstrument. In dem „Psalm im Frühjahr“ heißt es: „Wir haben Rum eingekauft und auf die Gitarre neue Därme aufgezogen. Weiße Hemden müssen noch verdient werden.“ Und im „3. Psalm“: „In der roten Sonne auf den Steinen liebe ich die Gitarre, es sind Därme von Vieh. Die Klampfe singt viehisch, sie frisst kleine Lieder.“ Und in einem Brief an Herbert Ihering von 1926 schreibt er: „Auf der Universität hörte ich Medizin und lernte … das Gitarre-Spielen.“ Es gibt sogar ein Büchlein des sehr jungen Brecht, auf dessen Umschlag handschriftlich geschrieben steht: „Lieder zur Klampfe von Bert Brecht und seinen Freunden“.

Viel später, es war in den fünfziger Jahren, gibt es noch einmal eine Liebeserklärung an die Gitarre. Ein junger Lyriker, der Brecht seine Gedichte zeigte, durfte, was eine große Ausnahme war, nach dem Gespräch in Brechts Haus in Weißensee übernachten. Um sein Interesse und seine Dankbarkeit zu zeigen, verlangte er die „Hauspostille“ als Bettlektüre. Am nächsten Morgen überfiel er Brecht geradezu mit seinem Enthusiasmus für die Tiefe des lyrischen Ego in diesen Texten und für den existentiellen Hintergrund des völligen Geworfenseins usw. Er rang förmlich nach Worten, um seiner Begeisterung Ausdruck zu verleihen. Brecht hörte es sich interessiert an.
Dann sagte er: „Ja, ja, die gehen alle zur Klampfe zu singen.“